erklärt Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (dbb). Die Belastung sei durch den akuten Fachkräftemangel gestiegen. Im Jahr 2022 waren mehr als 25 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst mindestens 55 Jahre alt, wie aus einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hervorgeht. Ausgewählte Beamtengruppen, wie etwa Polizisten, Feuerwehrleute oder Justizvollzugsbeamten, können zudem abschlagsfrei mit 62 oder 63 Jahren in den Ruhestand gehen – aufgrund der speziellen psychischen und physischen Belastungen, denen sie in diesen Berufen über die Jahre ausgesetzt waren. < Beamte sind teuer: Kosten für Pensionen lagen 2023 bei 63,4 Milliarden Euro Beamte, die vorzeitig in den Ruhestand gehen möchten, müssen pro Jahr eine Kürzung von 3,6 Prozent ihrer Pension in Kauf nehmen, wobei die maximale Minderung auf 10,8 Prozent begrenzt ist. Im Ruhestand erhalten Beamte durchschnittlich 65,5 Prozent ihrer letzten Besoldung als Pension. Zum Vergleich: Angestellte in der Privatwirtschaft beziehen durchschnittlich 48,2 Prozent ihres Einkommens als Rente. Laut der Deutschen Rentenversicherung arbeiten zudem fast 42 Prozent der Beschäftigten bis 66 Jahre – das durchschnittliche Renteneintrittsalter lag 2023 bei 64,4 Jahren. Für den Staat können Frührentner und Frühpensionäre teuer werden. Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung belaufen sich die Pensionen sowie die Ausgaben für die Hinterbliebenenversorgung von Beamten 2023 auf 63,4 Milliarden Euro – was etwa 1,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts entsprach. Bis 2050, so die Prognose, könnte der Betrag auf rund 140 Milliarden Euro ansteigen. Andere Modelle sprechen bis 2040 von einer Belastung von 90,7 Milliarden Euro – sofern das System unverändert bleibt. < Liste der Kritiker lang: Wirtschaftsweise und Sozialverbände fordern Reformen bei der Rente Die Gründe für diese Entwicklung sind neben der Demografie und der längeren Lebenserwartung auch die steigenden Gehälter. Neu eintretende Beamte sollen künftig unter die gesetzliche Rentenversicherung fallen. Nur so könne man die öffentlichen Haushalte entlasten. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Sozialverband schlagen ein einheitliches System vor, in dem Beamte, Selbstständige und Politiker neben allen sonstigen Erwerbstätigen zusammengefasst sind. Während die Grünen ebenfalls eine Reform nach dem österreichischen Modell fordern, blieb die SPD in der Debatte eher zurückhaltend. < Merz für Bürokratieabbau und Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst – dbb Vize warnt vor „Neid“ CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hatte auf dem Deutschlandtag der Jungen Union im Januar angekündigt, den Beamtenapparat verschlanken zu wollen. Das beinhalte Bürokratieabbau wie auch einen gezielten Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst. Auch sollten Beamte, die früher in die Pension eintreten wollten, höhere Abschläge zahlen. Ansonsten sei das System für die nachfolgenden Generationen nicht mehr finanzierbar. Demgegenüber warnte der Deutsche Beamtenbund vor unsachlichen Diskussionen zum Thema frühzeitige Pensionseintritte – und vor einer unsagbaren „Neiddebatte“. Vielmehr forderte etwa der dbb Vize Waldemar Dombrowski gezielte Änderungen in der Struktur des Beamtenapparats: So könnten etwa Anreize wie Bonuszahlungen oder höhere Pensionsansprüche die Menschen dazu bewegen, länger zu arbeiten. Auch Investitionen in Technologien, wie etwa künstliche Intelligenz, könnten den Arbeitsalltag flexibler und effizienter gestalten. merkur-online.de, 26. Februar 2025 lb
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==