FRAUEN Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung New Work und politische Beben Eine Woche nach Trump-Wahl und Ampel-Aus trafen sich die dbb frauen zu ihrer Hauptversammlung in Wiesbaden. Der Termin hätte kaum besser gewählt sein können. Die dbb frauen haben in den vergangenen Monaten bundesweit und international Präsenz gezeigt, neue Bündnisse geschmiedet und bestehende Partnerschaften verstärkt. Allerdings zeichnete sich auch ab, dass durch die vorgezogenen Neuwahlen einiges ins Wanken gerät. dbb frauen Chefin Kreutz betonte: „Uns ist klar, dass der bevorstehende Wahlkampf sehr kurz wird. Aber das ist kein Grund, Gleichstellungsthemen unter den Tisch fallen zu lassen. Gleichstellung muss bei der Neuaufstellung der Regierung eine hohe Bedeutung haben.“ Gerade bei der Neubesetzung von politischen Ämtern dürfe die Parität nicht aus dem Sichtfeld verschwinden. Ungewissheit und Frust dbb Tarifchef Volker Geyer gab einen Ausblick auf die Einkommensrunde 2025 mit Bund und Kommunen. Bei den Forderungen des dbb liegt der Fokus neben einer allgemeinen Erhöhung der Entgelte auf der Flexibilisierung der Arbeitszeit. Allerdings bringt das Ampel-Aus einen Faktor der Ungewissheit in die kommenden Verhandlungen. So liegen die angekündigten Neuwahlen zwischen der zweiten und dritten Verhandlungsrunde. Auch wer dem dbb als Verhandlungsführer des Bundes gegenübersitzen wird, war zum Zeitpunkt der Tagung noch unklar. „Die vorgezogenen Neuwahlen sind für uns in keinem Bereich förderlich“, resümierte Geyer. Neben dem amerikanischen und bundespolitischen Beben hatte es nur zwei Tage vor der Hauptversammlung auch in Hessen gekracht, da die Landesregierung die gesetzlich beschlossene Anpassung der Beamtenbesoldung an den Abschluss des TV-H im Rahmen eines Sparprogramms von August auf Dezember 2025 verschoben hat. Sonja Waldschmidt, Vorsitzende der Frauenvertretung des dbb Hessen, und Heini Schmitt, Landesvorsitzender des dbb Hessen, kritisierten die Entscheidung scharf: Die gebrochene Vereinbarung stelle einen Vertrauensbruch dar. Weiterhin kritisierte Waldschmidt, dass Frauen nicht nur in den Ministerien fehlen, sondern auch in den Ministerienbezeichnungen nicht vorkommen. Teilzeit bedeutet nicht Teilleistung Heike Hofmann, hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, sprach sich in ihrem Grußwort für einen Wandel in der Arbeitskultur aus: „Digitalisierung und Fachkräftemangel sind Herausforderungen, die nur mit nachhaltiger und gleichstellungsorientierter Personalpolitik zu stemmen sind.“ Noch immer bleibe ein großes Potenzial hervorragend qualifizierter Frauen unberücksichtigt. „Wir brauchen einen Wandel in unserer Arbeitskultur. Das heißt: noch mehr Arbeitszeitmodelle, damit Frauen und Männer gleichermaßen Zeit für die Familie haben, außerdem teilende Führung und Teilzeitführung.“ Als Teil der Landesregierung setze sie sich intensiv dafür ein, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Landesverwaltung zu erhöhen. Den dbb frauen dankte Hofmann für ihr Engagement im Interesse der weiblichen Beschäftigten. Um neue Arbeitswelten ging es auch in der Podiumsdiskussion zwischen Nadine Gersberg MdL, sozialpolitische Sprecherin der SPD, Julia Herz MdL, Sprecherin für Frauen- und Gleichstellungspolitik, Jugend und Grundschulen der Grünen, und Wiebke Knell MdL, Sprecherin für Frauen, Gleichstellung und Diversity der FDP. Die drei diskutierten mit Milanie Kreutz und Vertreterinnen der dbb frauen über das Thema „Gleichstellung in der Arbeitswelt: New Work, Vereinbarkeit und Frauen in Führung“. Für die dbb frauen Chefin bedeutet New Work Selbstbestimmung, Sinnstiftung und Agilität: „Damit die Frauen den vollen Nutzen aus New Work ziehen können, müssen mehrere Mechanismen greifen“, erklärte sie. „Arbeitgebende müssen eine Flexibilisierung der Arbeitszeit ermöglichen. Wir müssen weg vom Dogma der Präsenzpflicht, in dem Arbeitszeit einen höheren Stellenwert als die eigentliche Arbeitsqualität hat.“ Teilzeit bedeute nicht Teilleistung, betonte Kreutz. dsc Milanie Kreutz, Diana Wedemeier, Vorsitzende der Frauenvertretung des DBB NRW, Julia Herz, Nadine Gersberg und Wiebke Knell diskutierten über neue Arbeitsformen. © dbb INTERN 33 vbob Magazin | dbb seiten | Dezember 2024
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