INTERVIEW Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin Unser Ziel ist ein Miteinander auf Augenhöhe Herr Wegner, rund 40 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich und leisten pro Jahr knapp 4,8 Milliarden Stunden Arbeit am Gemeinwohl. Besonders in Brennpunktbereichen wie der Jugendhilfe, der aufsuchenden Sozialarbeit oder der Obdachlosenhilfe geht ohne Ehrenamt nichts mehr. Vernachlässigt der Staat Kernaufgaben zulasten der Freiwilligen? Menschen, die sich freiwillig engagieren, verdienen unsere größte Anerkennung. Ob in der Jugendhilfe, der Sozialarbeit oder bei der freiwilligen Feuerwehr – ihr Einsatz ist eine unverzichtbare Stütze für unsere Gesellschaft. Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass der Staat in zentralen Bereichen wie sozialer Unterstützung und dem Schutz von Leben und Gesundheit zuverlässig und handlungsfähig bleibt. Mir ist es wichtig, das freiwillige Engagement zu fördern und die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche weiter zu verbessern. Dazu gehören die gezielte Unterstützung durch Fortbildungen, finanzielle Förderung und eine deutliche öffentliche Wertschätzung ihres Beitrags. Professionelles Freiwilligenmanagement kann dabei helfen, den Einsatz der Helfer noch effektiver zu gestalten. Unser Ziel ist ein Miteinander auf Augenhöhe: Staatliche Aufgaben und freiwilliges Engagement müssen sich ergänzen und gemeinsam das Fundament für eine starke Gemeinschaft bilden. Sorgearbeit ist in Deutschland leider immer noch vorwiegend Frauensache. Sie tragen die Doppelbelastung aus Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit, was sich auch auf den Frauenanteil beim Ehrenamt auswirkt, der bei nur rund 42 Prozent liegt. Was muss besser werden, damit mehr Frauen ehrenamtlich tätig werden können? Frauen engagieren sich inzwischen fast genauso häufig ehrenamtlich wie Männer, doch sie tragen oft eine doppelte oder sogar drei- © Yves Sucksdorff 20 FOKUS vbob Magazin | dbb seiten | Dezember 2024
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