Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, denen die Parfümeriebranche derzeit gegenübersteht? Große Herausforderungen sind natürlich der sich so schnell wandelnde Markt und die unglaubliche Schnelllebigkeit. Geht man nicht mit, hat man verloren. Darüber hinaus macht uns auch die jetzige wirtschaftliche Situation zu schaffen: die Inflation, der Preiskampf in jeglichen Branchen, aber auch der Personalmangel. Wie gesagt, die Hürden werden nicht kleiner. Aber wenn man mich fragt, wird es den stationären Handel immer geben, in welcher Form auch immer. Mitgehen oder aufgeben? Ich bin ganz klar für Mitgehen und das geht nur gemeinsam. Was hat Sie dazu bewogen, sich ehrenamtlich für die Parfümeriebranche einzusetzen? Ja, und was hat mich bewogen? Ich hatte ja gar keine Wahl (lacht), denn meine Mitstreiter:innen Barbara Summerer, die Präsidentin des Verbands, und der vorherige Vizepräsident Rainer Eiden hatten eigentlich schon für mich entschieden, dass ich kandidiere... Aber im Ernst: Ich lebe meinen Beruf und weiß gerne Bescheid, was in der Branche so passiert. Ich finde, wenn man sich nicht selbst einbringt, tut es niemand, und nur so bekommt man viele Eindrücke und Kontakte. Können Sie uns etwas über Ihr eigenes Unternehmen erzählen? Mein eigenes Unternehmen besteht aus drei Filialen im Münsterland: in Gronau, Ahaus und Ochtrup. Meine Mutter und ich leiten das Geschäft zu gleichen Teilen, und ich muss sagen, es macht jeden Tag aufs Neue Spaß. Klar gibt es immer wieder Hürden und Hindernisse, die nicht gerade kleiner werden in der heutigen Zeit. Aber ich könnte mir für mich im Moment nichts anderes vorstellen. Wir bieten in allen Filialen Dienstleistungen von Kopf bis Fuß an und sind mit unserem Behandlungskonzept sehr erfolgreich. Bevor Sie „richtig“ in die Parfümerie eingestiegen sind, waren Sie eine Zeit lang in Asien unterwegs. Ja, das war eine unglaubliche Erfahrung. Bevor ich meine Ausbildung damals bei der Parfümerie Goldkopf in Köln angefangen habe, war ich schon mal für ein Jahr in Australien unterwegs – und nach meiner Ausbildung und dem Studium dann zehn Monate in Asien. Ich habe mit dem Rucksack elf Länder bereist und viele unglaubliche Erfahrungen sammeln dürfen! Vor Ort habe ich viel Armut und Leid gesehen, aber auch gleichzeitig so viel Lebensfreude und Gastfreundschaft erfahren. Ich habe die Mount-Everest-Tour mit knapp 5.300 Höhenmetern gemeistert. Das war das Krasseste, was ich je gemacht habe, und da bin ich total über mich hinausgewachsen. Außerdem wurde mir noch deutlicher, wie wichtig es ist, Kleinigkeiten wertzuschätzen und eine gute Gemeinschaft um sich zu haben – sei es familiär oder beruflich. Wie fühlen Sie sich heute in Ihrer Rolle als Vizepräsidentin des Bundesverbands Parfümerien? Um ehrlich zu sein, wusste ich anfangs gar nicht, was da auf mich zukommt. Aber da ich ein sehr offener und spontaner Mensch bin, dachte ich mir, was soll schon passieren? Ich versuche es einfach mal. Es ist eine tolle Aufgabe, und man bekommt so viele Dinge mit, mit denen man sonst gar keine Berührungspunkte hätte. Und wie gelingt der Spagat zwischen Ihrer Rolle als erfolgreiche Unternehmerin, Mutter und ehrenamtlicher Branchenlobbyistin? Das frage ich mich manchmal auch. Ich muss immer etwas zu tun haben, bin gerne unter Menschen, und natürlich könnte ich das nicht, wenn ich nicht einen unglaublich tollen Partner an meiner Seite hätte, der das alles so unterstützt und mir den Rücken freihält, obwohl er selbstständig ist und auch viel zu tun hat. Und natürlich auch meine Familie! Welche Ziele und Visionen haben Sie für die Zukunft des Parfümerie-Einzelhandels? Für mich persönlich gilt, dass ich meinen Beruf noch lange ausüben können und weiterhin mit so viel Herzblut und Liebe arbeiten möchte. Ich möchte mit der Zeit gehen, aber mich und meine Werte dabei nicht verlieren. Sei es, neue Marken zu finden und aufzubauen oder alte auch mal wandern zu lassen. Jeder muss seinen Weg selbst finden. Aber als Branche kommen wir nur gemeinsam weiter. Und daran zusammen zu arbeiten, macht mir Spaß! Wie würden Sie sich selbst als Führungsperson und Unternehmerin beschreiben – und welche Eigenschaften haben Ihnen dabei geholfen, erfolgreich zu sein? Ehrlich, offen und lösungsorientiert. Manchmal vielleicht etwas zu emotional, aber ändern möchte ich mich nicht. Ich weiß, was ich möchte und was nicht, und stehe immer offen und ehrlich zu meiner Meinung. Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere im Einzelhandel oder in der Parfümeriebranche anstreben? Wenn man Lust auf etwas hat und mit viel Herzblut dabei ist, schafft man das auch. Es ist bestimmt nicht einfach, aber es lohnt sich. Der Applaus des Kunden ist es wert! PROFILE 6/2024 47
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==