Dora: Für diese Kreation haben wir außergewöhnlich schöne natürliche Inhaltsstoffe ausgewählt, vor allem die Vanille Planifolia aus Madagaskar, die auf zwei Arten gewonnen wird: durch Infusion und SFE (supercritical fluid extraction). Vanilla Planifolia wird im Rahmen unseres Path2Farm™-Programms, das nachhaltige Praktiken und Transparenz bei der Beschaffung von Rohstoffen fördern soll, auf verantwortungsvolle Weise aus Madagaskar bezogen. Daphné: Für das Geranienbourbon haben wir eine Lieferkette auf La Réunion aufgebaut und arbeiten eng mit einer Frauenkooperative zusammen, um eine faire Beschaffung zu gewährleisten. Die Rose Centifolia aus Grasse wird frühmorgens im Mai von Hand gepflückt. Wir haben ihren Anbau vor Jahren wieder aufgenommen. Auch das Sandelholz Album ist Teil eines nachhaltigen Programms, bei dem systematisch Bäume nachgepflanzt werden, um die Langlebigkeit des Waldes zu gewährleisten. Und schließlich haben wir einen hervorragenden biotechnologischen Inhaltsstoff, Ambrox® Super, verwendet, der der Komposition Tiefe und Fülle verleiht. Wie haben Sie bei der Entwicklung des Duftes zusammengearbeitet? Dora: Unsere Zusammenarbeit war sehr bereichernd – es gibt eine echte künstlerische und menschliche Komplizenschaft zwischen uns, die auch in diesem neuen Kapitel zum Ausdruck kommt. Daphné: Unsere Zusammenarbeit war sehr fließend. Wie unsere beiden zentralen Inhaltsstoffe, Geranie und Rose, haben wir eine wunderbare, komplementäre Beziehung, und wir treiben uns gerne gegenseitig an, um weiter zu gehen. Vielleicht ähnelt dieser Duft – stark und weich zugleich – uns beiden! Wo suchen Sie beide nach Inspiration, und was tun Sie, wenn Sie sich kreativ festgefahren fühlen? Daphné: Ich habe einen neugierigen Geist und muss Erfahrungen machen, die meine Kreativität nähren. Ich habe ein einjähriges Sabbatical genommen, um meinen Horizont zu erweitern und mehr über andere Kulturen als die Parfümerie zu erfahren. Ich nahm an traditionellen Tee- und Weihrauchzeremonien teil und arbeitete auf einem Bio-Bauernhof in Japan. In Indien entdeckte ich ayurvedisches Wissen. Ich lernte Gleitschirmfliegen und machte eine ausgedehnte Meditationsklausur in Nepal. Dann kehrte ich nach Paris zurück, und sechs Jahre später brauchte ich wieder einen Tapetenwechsel. So entschied ich mich, nach Lissabon zu ziehen. Dora: Ich habe das Glück gehabt, in Ländern mit sehr unterschiedlichen Kulturen zu leben: Algerien, Frankreich, die Vereinigten Staaten. Ich bin auch viel in Asien und Italien herumgereist. Ich tauche in die lokale Kultur ein – Pflanzen, Landschaften, Essen und Kunst. Das olfaktorische Gedächtnis ist ein sehr starker Sinn, und wenn ich nach Inspiration suche, rufe ich diese Erinnerungen ab, wie Prousts Madeleine. Ich habe auch immer etwas zum Schreiben dabei, denn die Inspiration kann jederzeit kommen. PROFILE 6/2024 15
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