Profile GOLD-EDITION

PROFILE GOLD EDITION 2022 36 schönheit MARKEN+MENSCHEN sagt der Duft-Experte. Doch von jedem Duft kennt der Experte die Geschichte. Er kann sie ebenso lehrreich wie unterhaltsam darbieten. Seine Expertise hat er auch als Autor weitergegeben, unter anderen in dem Buch „Parfüm – Aspekte der Duftkultur“ (Landschaftsverband Rheinland), an dem er mitwirkte und das 5.500 Jahre Duftgeschichte behandelt. Über die Parfümeur*innen spricht er, als wären sie gute Bekannte – und mit großem Respekt vor ihrer außergewöhnlichen Arbeit. BILDER IM KOPF In seinem Laden verkauft der Wuppertaler folgerichtig auch keine Düfte. Er bringt sie der Kundschaft vielmehr näher, indem er mit Worten Bilder malt, die Menschen an seiner kleinen Traumwelt teilhaben lässt. „Und ich träume gerne!“ Manch einer findet es mutig, nicht im Überfluss kaufen kann, sondern immer frische und aktuelle Ware.“ Kleine Randbemerkung: Der Parfümerieinhaber, gelernter Drogist, ist seit 50 Jahren im Geschäft und hat sehr viel Stammkundschaft, auf die er sich natürlich zumTeil einstellen kann. Auf den 60 Quadratmetern Verkaufsfläche werden mehr als 80 Lieferanten präsentiert – und es ist immer noch alles übersichtlich. QUALITÄT STATT IMAGE Trotzdem: Überfluss schätzt Frank Müller, der Papst der (Nischen-)Düfte, so gar nicht. Überfluss, das ist eine Verkehrung des Luxus, weil Verschwendung. Frank Müller setzt dagegen auf Exklusivität und Qualität. Nur, weil man etwas hat, muss man es nicht zeigen. Das gilt auch für seine Nischendüfte. Nischendüfte seien keine Angeberdüfte. Im Gegenteil: Qualität sei wichtiger als Image. Der Genießer schweigt. Duftexperte Müller allerdings ist jemand, der auch gerne redet – denn er hat viel zu erzählen: über seine Parfumsammlung, die wahrlich ihresgleichen sucht. Während in seinem Laden 800 unterschiedlichste aktuelle Düfte zum Verkauf stehen, hat er ungleich mehr historische Kostbarkeiten zuhause: Stolze 3.500 Düfte umfasst seine Sammlung, der älteste ist aus dem Jahr 1820. „Mich interessieren einfach Duftgeschichte und die Geschichten der Produkte, Form, Inhalt und Design: Ich habe viele Parfums, von denen ich nicht weiß, wie sie riechen. Trotzdem würde ich die Flakons nie öffnen, weil sie dann an Wert verlieren“, Drei Raritäten, alle von Guerlain – das Besondere ist die Verpackung: 1 Kein Duft, sondern ein Rouge: „Rose du Moulin“ entstand 1907, hier das smaragdgrüne Ursprungsgefäß aus Glas, der Deckel mit einer vergoldeten Emaillierung verziert. 2 Hier hat sich ein Duft wirklich rar gemacht: „Dawamesk“ von Guerlain wurde eigentlich in einem vergoldeten Glas-Fläschchen angeboten, das Ende der 1930er Jahre entworfen wurde. Der kobaltblaue Flakon stammt aus der Vorproduktion der Cristalleries de Baccarat: Er kommt direkt vom Band, hat tatsächlich nie ein Parfum gesehen und ist eine besondere Seltenheit. 3 Der Guerlain-Duft Djedi erschien 1926. Der Flakon aus Baccarat-Kristall wurde in einer Art-Deco-Schatulle aus Pappelholz, umhüllt von geprägtem, mit Kleineisen vergoldetem Leder, präsentiert. 1 2 3

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