41 PROFILE GOLD EDITION 2024 nen. So sind wir in der Lage den richtigen Influencer mit dem richtigen Budget, der richtigen Marke und dem richtigen Kampagnenziel zuzuordnen. Wir haben uns da digital enorm weiterentwickelt. Das war ein großer Kraftakt in den letzten drei Jahren, aber die Aussteuerung ist nun ein Vielfaches besser. Ich würde sogar behaupten, damit sind wir State-of-the-Art. Gerade ikonische Marken müssen sich immer weiterentwickeln, um den Anforderungen der Verbraucher gerecht zu werden – sie müssen diese antizipieren. Wie wollen Sie Ihre Marken noch stärker in der Zielgruppe verankern? Stephan Kemen: Wir setzen bei all unseren Duftmarken auf eine proaktive und kontinuierliche Weiterentwicklung. Regelmäßige Marktforschungen helfen uns, um die Bedürfnisse und Wünsche unserer Zielgruppe tiefgehend zu verstehen, frühzeitig aufkommende Trends zu identifizieren und Marketingstrategien entsprechend anpassen zu können. Diese Erkenntnisse nutzen wir, um neue Produktlinien zu entwickeln, die sowohl unsere aktuellen Kund:innen begeistern als auch neue Käufer:innen anziehen. Mein Credo lautet: Hinterfrage immer den Status Quo! Wenn ein Unternehmen dies regelmäßig und selbstkritisch macht, Im April dieses Jahres zelebrierte Mäurer & Wirtz seine bislang hochwertigste Duftkollektion Acqua Colonia Collection Absolue mit einem Launchevent. Um die sieben olfaktorischen Meisterwerke als Hommage an die Haute Parfumerie zu feiern, lud die Duftmanufaktur ihre Gäste mit dem Dresscode Black Tie in ihre heiligen Hallen nach Köln ein. ist der Grundstein gelegt. Man sollte bloß nicht auf jeden Zug aufspringen. Nehmen wir das Beispiel Metaverse. Jede Marketing-Headline war voll damit. Und jetzt? Es hat sich nicht durchgesetzt. Wichtig ist es, die Trends zu kennen und zu beobachten. Es scheint, dass Parfümeure jetzt mehr denn je über den Stellenwert von KI in der Rezeptur sprechen. Die Hersteller von Duftstoffen nutzen Künstliche Intelligenz bereits dazu, um festzustellen, welche Duftfamilien und -noten bestimmte emotionale Reaktionen hervorrufen. Wie ist Ihre Einstellung zu Künstlicher Intelligenz in der Parfümentwicklung? Ist es für Sie vorstellbar, dass KI Düfte kreiert? Stephan Kemen: Die KI wird bereits in den unterschiedlichsten Bereichen des Marketings eingesetzt, unter anderem in der Marktforschung, Designentwicklung, Qualitätskontrolle und natürlich auch in der Duftentwicklung. Hier hat sich gezeigt, dass die KI insbesondere in der Analyse und Auswahl der Inhaltsstoffe eine große Rolle spielt. Durch die Verarbeitung großer Datenmengen in der biochemischen Analyse, die der Duftentwicklung vorausgeht, unterstützt die KI die Parfümeure dabei, neue und einzigartige Inhaltsstoffe, Akkorde und Kombinationen von beidem zu entdecken, die ohne die Unterstützung von KI nicht möglich gewesen wären. Nichtsdestotrotz bleibt die menschliche Kreativität, Intuition und Intelligenz unerlässlich. Demnach kann die KI zwar die Entwicklungszeit reduzieren und gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffnen, aber sie kann den menschlich-kreativen Prozess des Parfumeurs nicht vollständig ersetzen. Noch eine letzte Frage: Ende des vergangenen Jahres verstarb Hermann Wirtz, prägender Kopf von Mäurer & Wirtz. Der Schmerz über seinen Tod war dem Unternehmen deutlich anzumerken. Wie fühlt sich das Unternehmen jetzt an? Stephan Kemen: Ja, der plötzliche und unerwartete Tod von Dr. Hermann Wirtz hat unser Unternehmen und mich persönlich tief erschüttert. Dr. Wirtz war für uns eine Identifikationsfigur. Auch meinen beruflichen Werdegang hat er sehr geprägt. Von der unternehmerischstrategischen und operativen Seite betrachtet sind wir heute bestens aufgestellt. Unsere Vision und das Ziel sind klar formuliert, die Teams gut aufgestellt, die Strategie wirkt und der Rest wird sich erfahrungsgemäß fügen. Interview: Silke Bruns
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==