10 PROFILE GOLD EDITION 2024 zu brüskieren. Viele Verbraucher:innen sind zwar manchmal experimentierfreudig, kommen aber oft gerne auf die Düfte zurück, die sie in glücklichen Tagen getragen haben. Viele Klassiker wurden reformuliert – entweder um sie dem Zeitgeist anzupassen oder um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Wie schwierig sind solche reformulierten, großen Düfte? Das in der Tat schwierig. Zu solchen reformulierten Düften gehören beispielsweise First von van Cleef und Arpels, Faubourg von Hermès, Arpège von Lanvin und Joy von Jean Patou. Es gibt viele Parfüms, deren Herstellung nicht mehr möglich wurde. Reformulierungen sind kompliziert und bergen das Risiko, von Kund:innen abgelehnt zu werden. Gibt es Parfumeure, die Sie besonders schätzen? Gottvater aller Hersteller und Entwickler unzähliger Dufterfolge ist Jean-Claude Ellena. Außerdem schätze ich persönlich Arturetto Landi und Francis Kurkdjian. Welche neuen Düfte haben Sie in den letzten Jahren positiv überrascht? Es gibt ganz viele Düfte, die mich in letzter Zeit sehr positiv überrascht haben. Dazu gehören Synthetic Nature von Frédéric Malle, Can‘t stop loving you von Kilian Paris, Concrete von Comme des Garçons, Oud von Asabi, Equality von Equality und Trojan Horse von Nuhi. Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Nehmen Sie uns doch bitte auf eine Zeitreise mit! Was waren die beherrschenden Trends und olfaktorischen Vorlieben im Laufe Ihrer langen Karriere und wie bewerten Sie sie aus heutiger Sicht? Es ist bei den Düften ebenso wie bei der Mode. Es gab Mode, der man gerne folgte und die den Zeitgeist widerspiegelte. Genauso sind Düfte einem Wandel unterworfen. Heute ist die Mode frei jeder Bevormundung. So sind es auch die Düfte. Es gibt Ankerdüfte wie Chanel, die durch Kontinuität, durch Image, durch eine kluge Finanzstrategie und einen bombastischen Werbeaufwand immer eine Sonderstellung hatten und haben. Aber wenn ich mir etwas wünschen könnte: ein bisschen mehr modische Eleganz nach Gelegenheit und dazu die passenden Düfte auch in der richtigen Dosierung tragen. Aber auch passend zur Persönlichkeit der Trägerin oder des Trägers. Nicht jedes gut beworbene Duftwasser passt auch automatisch zu der angesprochenen Betrachter:in. Also Vorsicht bei der Auswahl! Es gibt es noch viele ernsthafte, gut geschulte und mit einer Begeisterungsfähigkeit ausgestattete Fachverkaufspersonen. Diese werden immer wichtiger, denn die angebotenen Parfüms sind viel mehr geworden. ÜBER FRANK J. SCHNITZLER Fast 40 Jahre lang führte Frank J. Schnitzler mit den Schnitzler Parfümerien auf der Düsseldorfer Kö die wohl renommiertesten Parfümerien Deutschlands und war Gründungsmitglied der Qualitätsgemeinschaft „first in beauty“. 1970 eröffnete Frank J. Schnitzler seine erste Parfümerie in der Hüttenstraße in Düsseldorf, die er laufend erweiterte. Nach einer Zwischenstation in den Schadow Arkaden erfolgte schließlich der Umzug ins Sevens Haus auf der Königsallee. 2006 verkaufte Frank J. Schnitzler seine Parfümerien (Jahresumsatz 10 Millionen Euro, 70 Mitarbeiter:innen) an Douglas. Frank J. Schnitzler ist Inhaber von Schnitzler Consulting und bietet mit seinem Team Strategie- und Personalberatung für Unternehmen der Parfüm- und Kosmetikindustrie an. www.schnitzler-consulting.com Foto: Privat szene TRENDS
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