Profile 3-2024

zusammenarbeiten und da bedarf es eines sauberen, konsequenten und ruhigen Markenaufbaus – ja tatsächlich darum, den ganzen Prozess vielleicht auch etwas zu entschleunigen und nachhaltiger zu machen. Ich hoffe, dass der Handel uns die Chance dafür gibt. Wie viel Zeit braucht denn Markenaufbau? Maike Kiessling: Der Aufbau einer echten Marke, die auch überlebt, dauert lange, die Zeit muss man sich nehmen. Wir haben schon 2006 mit Tom Ford eine Duft- und Beauty-Linie entwickelt, die bei Luxuskunden extreme Popularität gewonnen hat. Aber die Wachstumsraten, die wir jetzt sehen, sind wirklich eine neue Dimension. Wie wichtig ist qualifiziertes Personal für die Parfümerie? Mattias Mußler: Die Qualifikation des Personals ist für die Stärkung der stationären Parfümerie gar nicht zu überschätzen. Das gilt gerade auch bei den Luxury-Niche-Düften. Solche Düfte müssen erlebt werden. Der Erstkontakt findet am Point of Sale statt, in der Parfümerie. Aber: Wer Nischendüfte dort erfolgreich verkaufen will, muss auch das Storytelling beherrschen. Das Personal muss den Kund:innen Geschichten erzählen können, ihnen die Inspiration für den Duft, die Idee des Duftes nahebringen. Das gilt umso mehr angesichts der steigenden Anzahl von Nischendüften. Als wir im März die Esxence in Mailand, die internationale Messe für Nischendüfte, besucht haben, habe ich mich schon gefragt, wo denn die mehr als 360 Nischendüfte, die dort vorgestellt wurden, verkauft werden sollen? Deshalb ist es wichtig, dass die Menschen in der Parfümerie den Kund:innen Orientierung geben können. Dafür müssen wir neue Persönlichkeiten gewinnen. Dann kommen wir jetzt mal vom Handel ins Handeln. Wie schaffen wir es, die aktuell gute Stimmung für die Zukunft der Parfümerie zu nutzen? Frank Haensel: Die Parfümerie ist verlässlich und innovativ zugleich: Wir haben ein sehr gutes Niveau. Denn in der Stadt kommt es nicht allein auf uns an: Die Parfümeriebesitzer:innen sind abhängig davon, was in ihrem Umfeld passiert, wie sich Mode- und Schuhgeschäfte entwickeln, wie sich die Gastronomie um sie herum behaupten. Aber wenn ich sehe, dass sich die Menschen auch heute, in wirtschaftlich schlechteren Zeiten etwas Gutes tun wollen und in die Parfümerie kommen, dann wüsste ich nicht, was sie in Zukunft davon abhalten sollte. Bastian Siebers: Tatsächlich geht es jetzt nicht um das Wollen, sondern um das Tun. Und da kann man durchaus Fehler machen. Auch Hinfallen ist in gewisser Weise eine Vorwärtsbewegung: Man ist einen Schritt weiter, wenn man aufsteht. Und natürlich bestätigt sich immer wieder die alte Weisheit: „Handel ist Wandel“. Wir leben in einer Zeit, in der vieles in Bewegung ist, und wir kommen nur gemeinsam voran. Maike Kiessling: Das Gute in der heutigen Zeit, im Social Media Zeitalter, ist doch, dass wir Ideen viel leichter spielen können als früher: Kreativität und konzeptionelles Marketing sind gefragt. Bei Estée Lauder Companies ist es nicht wichtig, woher die coole Idee kommt. Und in diesem Sinne appelliere ich an alle unsere Handelspartner: Lassen Sie uns einfach mal gemeinsam etwas ausprobieren und Kunden begeistern! Aufgezeichnet von Silke Bruns Bastian Siebers,CEO Flaconi Mattias Mußler Geschäftsführer rocket.beauty Fotos: Bundesverband Parfümerien (7) 16 PROFILE 3/2024 szene TRENDS

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