Profile 2-2021
Düfte wecken bei uns Erinnerungen und Gefühle. Doch wie schafft man es, ein Parfum so zu kreieren, dass es eine ganz bestimmte Welt eröffnet, uns in eine neue Welt entführt – so vertraut und doch überraschend. Alexandra Kalle, Duftentwicklerin beim Stolber- ger Traditionsunternehmen Mäurer & Wirtz (u.a. Acqua Colonia, Baldessarini), ist für PROFILE in vier Welten olfaktorisch eingetaucht. ... ... DAS WELTALL? Foto: Alexander Andrews, Unsplash PROFILE 2/2021 9 A stronauten haben den Ge- ruch des Weltalls einmal als „fast bitter, mit einer rau- chigen, verbrannten Note“ beschrieben, als „Mix aus Schießpulver, gebratenem Steak, Him- beeren und Rum“ oder schlicht als Erin- nerung an Wunderkerzen, wie sie am 4. Juli, dem US-amerikanischen Unabhän- gigkeitstag, massenhaft entzündet wer- den. Duftentwicklerin Alexandra Kalle war – natürlich – noch nie im Weltall und trotzdem schafft sie es, sich über Farben, Formen und Gefühle eine Vor- stellung davon zu verschaffen, wie das Universum riechen könnte – und zwar so, dass ein Mensch diesen Duft auch gerne tragen würde. „Mit dem Weltall verbinde ich zunächst einmal unendliche Weite, eine gewisse Sehnsucht, aber zu- gleich auch eine ungeheure Anziehungs- kraft und eine hohe Intensität“, sagt sie und nähert sich dem dazu passenden Geruch: „Gleichzeitig ist das Universum auch ein hoch technologisches Thema, wenn man an die Raumfahrt denkt, an Raumschiffe und Raketen, an Satelliten und Sonden.“ Ein Duft, der das Weltall verkörpert, ist für die Parfümentwickle- rin ein maskuliner Duft mit metallischen Noten, in der Fachsprache aldehydische Noten genannt. Diese erinnern dann auch tatsächlich an den Duft einer aus- geblasenen Kerze. Hinzu kommen für Alexandra Kalle vibrierende Gewürzele- mente, etwa weißer Pfeffer oder Korian- der: „Insgesamt hinterlässt der Geruch des Weltraums für mich einfach eine strahlende Frische und Klarheit – so als würde man ein starkes Minzbonbon lut- schen oder als würde Atem in kalter Luft erstarren.“
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