Profile 2-2021
PROFILE 2/2021 52 Sind Sie aktiv auf der Suche nach neuen Projekten oder ergibt sich das? Sagen wir es so: Wir sind offen für neue Projekte. Sie müssen aber einzigartig sein. In den höchsten Höhen des Hima- layas bin ich vor Kurzem fündig gewor- den. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen. Wir sind noch ganz am An- fang. Apropos Himalaya. In Nepal ha- ben Sie ja bereits ein Projekt... Ja, unser Projekt in Nepal haben wir der Kulturwissenschaftlerin Susanne von der Heyde zu verdanken. Sie lebt in Nepal und unterrichtet an der Universität in Kathmandu. Ich lernte sie vor Jahren auf einem Naturkosmetikkongress kennen. Sie schwärmte von der Natur und den Kräutern und lud mich ein, sie zu besu- chen. Mit meiner jüngsten Tochter, sie war damals zwölf, bin ich in den Schul- ferien nach Nepal geflogen. Die Reise durch den Dschungel und die Berge war abenteuerlich, aber auch sehr beeindru- ckend – vor allem die Gastfreundschaft der Menschen. Ich habe jede Gelegen- heit genutzt, um die Frauen in den Dör- fern zu fragen, wie sie ihre Haut pflegen, was sie für Kräuter und Öle nutzen. Ir- gendwann erfuhr ich von einem Öl, das besonders schöne Haut machen soll. Die Frauen gewannen das Öl aus den Samen der Dhatelo, einer Wildkirsche. Wir ha- ben später herausgefunden, dass bereits alte Klosterbücher aus Nepal die Dattel- Wildkirsche als besonders hautpflegend beschrieben. Das war der Beginn unseres Dhatelo-Projektes. Aber bis es tatsäch- lich soweit war, dass das Öl in unseren Produkten eingesetzt werden konnte, hat es natürlich gedauert. Weil Sie Strukturen und Trans- portwege aufbauen mussten? In dem Moment, in dem man einen pas- senden Rohstoff gefunden hat, geht die Arbeit erst richtig los. Zuerst muss ge- prüft werden, ob der Rohstoff auch tat- sächlich unseren Ansprüchen genügt. Ich hatte von dem Besuch in Nepal ein Fläschchen des Öls mitgenommen, das wir hier bei uns im Schwarzwald analy- siert haben. Es hat sich herausgestellt, dass das Öl sehr viel Vitamin A, Vitamin B und Linolsäure enthält. Zudem hat es die Wirkung bestätigt, von der die Frau- en mir erzählt haben: es macht ein rich- tig schönes Hautgefühl. Ich hatte aber auch Samen mitgebracht, die wir selbst gepresst haben. In Nepal wie auch in an- deren Ländern werden die Samen auf dem Feuer erhitzt – ganz einfach, weil es schneller geht. Wir machen eine Kalt- pressung. Wir haben also selbst gepresst und fantastische Ergebnisse erzielt. Dar- aufhin haben wir erst einmal eine Öl- presse nach Kathmandu geschickt, da- mit die Frauen alles Notwendige für eine Kaltpressung haben. Und dann geht es weiter: Ausgehend von der Erfahrung der Frauen, die den Rohstoff sammeln, muss alles aufgesetzt werden. Im nächs- ten Schritt schule ich die Frauen, damit wir den qualitativ bestmöglichen Roh- stoff erhalten. Hierbei ist alles wichtig: von der Verarbeitung bis zum Transport. Und das geht vermutlich nur mit Leidenschaft und Pioniergeist... (lacht) Ja, das trifft es schon ganz gut. Es macht eben auch sehr viel Spaß. Und wenn etwas nicht rechtsherum geht, dann machen wir es linksherum. Und im Moment fehlt mir die Projektarbeit schon gewaltig. Eigentlich wäre ich jetzt für längere Zeit im Norden von Nami- bia, wo wir gerade unser Marula-Projekt aufbauen. Aber zum Glück gibt es ja die Technik. Ich spreche viel mit unseren Partnern vor Ort über Video-Calls. Schließen Sie sich auch anderen Projekten an? Ja, aber wir prüfen das natürlich sehr ge- nau. In Kenia zum Beispiel haben wir uns einem Avocado-Projekt angeschlos- sen. Es müssen absolut zuverlässige Pro- jekte sein, die eine nachvollziehbare Lie- ferkette haben. Natürlich muss der Rohstoff Bio-Qualität haben, nachhaltig gewonnen werden und gut verarbeitet sein. Die Projekte müssen die gleichen Ziele verfolgen wie wir und zertifiziert sein. Sie haben sich ja auch ein ehrgei- ziges Ziel gesetzt. Bis 2025 soll in jedem neuen Projekt ein Inhalts- stoff aus einem Ihrer Projekte ste- cken. Wie schwierig wird das? Es ist schon sportlich, aber es muss ja nicht ein ganz neuer Rohstoff sein, son- dern er kann auch aus unseren bestehen- den Projekten stammen. Unser Jojoba- Öl oder das Dhatelo-Öl darf also auch wieder dabei sein. Sie haben die Projekte zum Teil schon lange. Was hat sich für die Frauen, die Mädchen verändert? Ein Beispiel ist Ganga aus unserem Dha- telo-Projekt in Nepal. Sie war die Chefin der Sammlerinnen. Ganga verschwand nach drei Jahren plötzlich zusammen mit ihrer Tochter, die ebenfalls als Sammlerin gearbeitet hatte. Es stellte sich heraus, dass ihre Tochter in Kath- schönheit MARKEN+MENSCHEN
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