Profile 2-2021
PROFILE 2/2021 41 so wie früher wird. Aber bekommen wir das überhaupt hin? Der Kreativforscher Rainer M. Holm-Hadulla ist davon überzeugt. Er ist sogar der Meinung, dass es nach Corona zu einem Anstieg der Kreativität kommt. „Die Menschen wer- den achtsamer die Poesie des Alltags spü- ren. Sie werden merken, wie wunderbar es ist, dass man in das Café an der Ecke gehen kann, mit dem Kellner scherzt und die ernsthafte Kollegin sich zu ei- nem Lächeln herablässt“, sagte er dem Magazin Spiegel. Die Menschen würden einfach merken, wie wundervoll es sei, dass es Menschen gäbe, so der Psychiater, Psychotherapeut und Psychoanalytiker. Nicht der langersehnte Cappuccino im Café wird also demnach unseren Geist beflügeln und Glücksgefühle auslösen, sondern die Person, die neben uns sitzt und mit uns lacht. B is wir wieder unser soziales Le- ben in vollen Zügen genießen und ohne Einschränkungen ausleben dürfen, können wir zumindest etwas gegen die Ein- tönigkeit des Alltags unternehmen. Spa- ziergänge, wie sie viele Menschen schon im letzten Jahr wieder oder neu entdeckt haben, sind für den Kreativitätsforscher Holm-Hadulla die beste Möglichkeit, um kreativ zu werden und den Geist zu trainieren. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle. Zum einen das Gehen selbst als eine Möglichkeit, um auf andere Ge- danken zu kommen, zum anderen die Natur. Denn die Natur wirkt nicht nur inspirierend, sondern entspannt ganz unmittelbar. Zahlreiche Studien haben das bewiesen. So empfinden Menschen, die in der Natur sind, weniger chroni- schen Stress. Über das Stresshormon Cortisol lässt sich das leicht messen. Zu- dem bringt der Aufenthalt in der Natur psychische Benefits. Die Aufmerksam- keit verbessert sich, die Konzentrations- fähigkeit nimmt zu. Und diese Fähigkeiten sind wiederum die beste Voraussetzung, um in der Zeit nach Corona der Poesie des Alltags zu verfallen. Susanne Mittenhuber Die POESIE des ALLTAGS Foto: Unsplash
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